Gesellschaf und Glauben

Gesellschaft und Glauben

 

Was ich heute hier meinen Brüdern vortragen werde ist ganz bestimmt nicht etwas neues aber, es war für mich eine wiederverarbeitung des gewussten und doch in Vergessenheit geratenen Kleinigkeiten, die eigentlich von unschaetzbarem Wert sind.  Die Wertvorstellungen sind   für jeden selbstverständlich ganz verschieden, doch hoffe ich, dass meine Version, von meiner Sicht der Dinge rüberzubringen und meinen Brüdern die Möglichkeit zu bieten, nicht meine Ansichten anzunehmen, aber ihre eigene  zu überdenken.

 

Am Anfang lebten die Menschen zerstreut auf der Erde. Die Umstände brachte sie näher. Den Stärksten unter Ihnen machten sie zu Ihrem Haupt und gehorchten ihm. Sie lebten im Einklang mit der Natur. Sie ehrten sie, schützten sie und waren ein Teil von ihr. Eben die Weisheit dieser einfachen Menschen erweist sich als unbestreitbar wichtigstes Fundamentalwissen überhaupt der Menschheit. Sie  vergötterten alles was in der Natur existiert und so entstand Vielzahl an Götter. Sie schufen  neue Götter, wenn es von Nöten war. Zum Beispiel Hephaistos. Bevor sie das schmieden kannten, gab es den Schmied-Gott nicht. Gott schuf Menschen und  Menschen schufen Götter. Das ist das göttliche an Menschen. Wie auch dem sei, diese selbst erschaffenen Götter griffen in das Menschenleben. Um, sich dem Zorn der Götter  zu entziehen vermieden sie manches.  So wurde das ethische verhalten entwickelt. Die Götter, die Gesetze, Moral usw., alles entstand aus Notwendigkeit des gesellschaftlichen Lebens.  Aber es ist wichtig zu erkennen, dass diese  von Mensch geschaffenen Götter und Verhaltensregeln verbergen uralte Weisheiten in sich. Es geht nicht um ob, sondern um dieses gewaltige Wissen. Das heißt, es geht nicht um ob Prometheus das Feuer von Olymp den Menschen gebracht hat oder nicht, es geht selbstverständlich um die Weisheit die da drin enthalten ist.

Hier interessiert mich die Beziehung der Menschen zu den Göttern und derer Weisheiten. Wie kam alles in der Gesellschaft an. Waren sie nur Anbeter der

 

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Statuen oder hatten sie auch das Bewusstsein für die Weisheiten entwickelt.  Oder kamen die Weisheiten nur an bestimmten Gesellschaftsgruppen an.  Die

Mehrheit unterwarf sich Bedingungslos der göttlichen „Ordnung“. Hätten sie göttliche Weisheiten wirklich verinnerlicht, wären sie nicht gehorsam. 

Zitat, Machiavelli, Gesammelte Werke, Kapitel: von Religion der Römer.

 

Numa fand ein unbändiges Volk und wollte es an bürgerlichen Gehorsam und die Künste des Friedens gewöhnen. Um sein Ziel zu erreichen, nahm er zur Religion als einer zur Erhaltung der Gesellschaft unentbehrlichen Sache seine Zuflucht und brachte es dahin, dass mehrere Jahrhunderte hindurch nirgends größere Gottesfurcht herrschte als in Rom, was jede Unternehmung des Senats und der großen Männer der Republik leicht machte.  Zitat Ende.

Das Erkennen dieser Potenzial war Anfang einer neuen Era. Die Relation, Zeit und Geschehen aenderte sich.  Die Unantastbarkeit der Wahrheit wurde überschritten. Wenn man die göttliche Ordnung, um eigene Ziele zu erreichen antastet und  in das göttliche Ordnung eingreifen kann,  dann führt es auch als logische Folgerung, dass sich die Herrscher sich wie Gott fühlen und sich als Götter ausgeben. Diese Einstellung konnten die Herrscher  bis zur Geburt  und Verbreitung  der monoteistischen  Glauben bewahren. Danach konnten sie sich natürlich nicht mehr als Götter angeben aber  sie gaben sich als Göttes –Vertreter und von Gott eingesetzt zu sein.  Vielleicht glaubten sie auch selber daran. 

 

Die “Widerstreit” zwischen weltlichen Staat und Gottesstaat hat die christlich-mittelalterliche Weltanschauung gepraegt.

 

Aber kehren wir wieder zurück zur Antike.

 

 

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 Es gab Inflation an Göttern. Die Erkenntnis reduzierte die Götter bis schließlich zu einem einzigen Gott. In Wirklichkeit verloren die vielen Götter ihre Macht und Status an einem einzigen Gott. Existieren taten sie weiter als Engel.  Oft  

mit neuen oder aehnelnden  Namen wie Saturn und Satan, als gefallenen Engel in der Bibel . Natürlich sind die Gläubigen weit Entfernt von der vorbiblischen  Identität dieser  Engel. Würden sie die wahre Geschichte kennen, so würde es wahrscheinlich ein Chaos geben. Hier ein Beispiel: Die Moslime müssen in Richtung Kyble beten.  Kyble ist die Muttergöttin Kybele, in der Antike auch als Artemis bekannt. Nehmen wir mal an, Sie würden den Moslimen sagen, „ihr betet in Richtung einer Göttin! Namens  Artemis“,  die Folgen würden sehr schlimm sein. Man denke an Salman Rushdie und Van Gogh. Abrahams Haus war gebaut am Standpunkt  heutiger Kaba und dieser Standort wurde in der zwischen liegenden Zeitraum  zum Tempel der Polytheisten.  Dieser Tempel war der Kybele oder Artemis eingeweiht.

In der Bibel heißt es (Mose-Genesis 6):

Die Menschen begannen sich zu vermehren und über die Erde auszubreiten. Es wurden ihnen auch viele Töchter geboren. Da sahen die Gottessöhne, dass die Töchter der Menschen schön waren. Sie nahmen die von ihnen als Frauen, die ihnen am besten gefielen, und zeugten mit ihnen Kinder.

Damals und auch später lebte auf der Erde das Geschlecht der Riesen. Sie waren aus der Verbindung der Gottessöhne mit den Menschentöchtern hervorgegangen und sind als die großen  Helden der Vorzeit bekannt.

Ist also nach Bibel war, dass Prometheus und Herkules doch Gottes Söhne waren. Wurde nicht Jesus von den Juden hingerichtet, weil er eben gesagt hat, dass er Gottes Sohn ist?

Johannes Evangelium (Das Todesurteil) :

Pilatus sagte zu ihnen: „Nehmt ihn doch und kreuzigt ihn selbst! Ich finde kein Grund ihn zu verurteilen.“

 

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Sie hielten ihm entgegen: „Wir haben ein Gesetz und nach diesem Gesetz muss er sterben.  Denn er hat sich zu Gottes Sohn erklärt.“

Wussten die Priester  die Genesis in dem Altentestament nicht? Aber eins ist Fest, das Jüdische Volk wusste nichts davon. Was die Priester sagten war für sie ohne Zweifel richtig.  Hier ist eigentlich auch der Haken.

 Franz von Assisi lebte im 13.Jh. (1281 – 3.10.1226). Er und seine Anhänger schwuren  materiellen Besitz ab und hielten sich an ein strenges Keuschheitsgelübde. Nach dem Tode des Franz von Assisi wurden die Anhänger als Ketzer getötet.

In den Blümlein des heiligen Franziskus von Assisi, einer kleinen Sammlung seiner Schriften, heißt es, er habe mit seinem Empfindsamen Herzen die verborgenen Seiten der Natur entdeckt. Für ihn waren alle Dinge lebendig. Er hatte ekstatische, idealistische Vision des Kosmos und glaubte, dass alles von den himmlische Hierarchien erschaffen und mit leben erfüllt sei. Im Sonnengesang tönt die ganze Schöpfung im Chor:

Gelobt seist Du, Herr, mit allen Wesen, die du geschaffen,

Der edlen Herrin vor allem, Bruder Sonne, die uns den Tag herraufführt…

Gelobt seist Du,  Herr, durch Schwester Mond und Sterne.

Durch dich sie fackeln am Himmellsbogen und leuchten köstlich und schön.

 

Die Katharer wandten sich gegen die Korruption der Kirche und schwuren, wie die Franziskaner und Templer, materiellen Besitz ab. Sie lehnten sakramentales System ab und hatten auch keine Gottes Häuser. Denn dies machte die Kirche alleinigen Vermittler zwischen Gott und den Menschen.  Im Jahr 1208 ordnete Papst Innozenz III einen Kreuzzug gegen die Katharer. Als die Kreuzritter in der Stadt Beziers eintrafen, verlangten sie die Herausgabe von 500 Katharern. Die Stadtbevölkerung verweigerte sich, und alle wurden niedergemetzelt. Es waren mehrere tausende Tote zu beklagen. In der Stadt Bram machten die Soldaten Halt, um 100 Geiseln zu nehmen. Sie schnitten ihnen Nasen und Oberlippen ab

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und blendeten alle bis auf einen, der die Prozession zum Schloss führte. In Lavaur gerieten 90 Ritter in ihre Gefangenschaft, die sie hängten. Eine ganze

Armee von Gefangenen wurde in Minerve bei lebendigem Leibe verbrannt. Die letzten 200 Katharer ergaben sich aber sie endeten am Scheiterhaufen.   

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“

Ich frage mich: „Ist Jesus nur einmal hingerichtet worden?“

Gellerts rührende Klage ist hier sehr wohl angebracht.

„Dass oft die Allerbesten gaben

Die wenigsten Bewund‘rer haben,

Und das größte Theil der Welt

Das Schlechte für das Gute hält;

Dies Übel sieht man alle Tage.

Doch, wie wehrt man dieser Pest?

Ich zweifle, dass sich diese Plage

Aus unsrer Welt drängen lässt.

Ein einzig Mittel ist auf Erden,

Allein es ist unendlich Schwer;

Die Narren müssen Weise werden;

Und seht! Sie werden’s nimmermehr.

Nie kennen sie den Werth der Dinge.

Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand;

Sie loben ewig das Geringe,

Weil sie das Gute nie gekannt.“

 

 

 

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Wie viele Menschen müssten getötet, hingerichtet, gefoltert werden, weil die Gelehrten und Päbste „im Gottes Namen“ es befahlen. Und diese Opfer nichts weiter im Sinn hatten als nach dem Bibel zu leben. Die Geschichte ist nur Plagen und nur zu klagen. Selbstverständlich kann man dem Gott nicht die Adams Missetaten zuschreiben. Es geschah damals hier und dort, und führt es  heute noch fort, „im Gottes Namen!“

Es ist ganz natürlich in so einer Welt, dass man von Ashoka oder über Quäker  nichts hört. Denn die Macht wird mit Gewalt erlangt und kann nur mit Gewalt existieren. Das ist das Gesetz des Stärkeren.  Deshalb verbietet das Gesetz des Stärkeren auch Naturgemäß die Gewaltlosigkeit.

Von  Jacob Böhme, Mystische Schau:

Weil ich aber fand, dass in allen Dingen Böses und Gutes war, sowohl in den Elementen als den Kreaturen, und dass in dieser Welt dem Gottlosen ebenso gut ginge als dem Frommen, auch dass die barbarischen Völker die besten Länder innehätten, und dass ihnen das Glück noch mehr als den Frommen beistände… Deswegen war ich ganz melancholisch und sehr betrübt, und keine Schrift, welche mir doch wohl bekannt war konnte mich trösten.

Mit diesen Worten beschreibt Böhme die Realität des Bösen seiner Zeit; 400 Jahre nach den Verfolgungen der Franziskaner, Katharer und Tempelritter. 

 

Böhme hat bedeutende Denker wie Baader, Hegel, Schelling, I. Newton, F. C. Oetinger, J. G. Hamann, Angelus Silesius, J. C. Lichtenberg, Goethe, Novalis, N. A. Berdjajew beeinflusst. Böhmes praktische Betrachtungen wirkten auf den deutschen Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts, auf englische Sekten, besonders die Quäker.

 

 

 

 

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Ich habe bei der Vorbereitung dieser Arbeit Ashok entdeckt. Ich kannte ihn nicht, und glaube, dass außer einige Intellektueller und Inder, ihn auch keiner  kennt.

Ashok, der dritte Herrscher der Maurya Dynastie,  regierte von 268 v. Chr. bis 232 v. Chr.

Bevor Ashoka die Herrschaft antrat, war er Statthalter seines Vaters in der Stadt Taxila im Nordwesten des Reiches.

Zunächst war Ashoka damit befasst, das wachsende Großreich durch neue Eroberungen zu erweitern, wobei er teils mit äußerster Härte vorging. Die letzte Etappe auf diesem Weg bildete die Einnahme Kalingas im Osten Indiens Orissa 261 v. Chr. Nach der blutigen und verlustreichen Unterwerfung Kalingas wurde Ashoka angesichts des Leids und Elends, die seine Eroberungszüge mit sich brachten, von einer psychischen Krise erfasst. Quelle dafür ist ein Selbstzeugnis: Eine Felsinschrift, die vier Jahre später angefertigt wurde; demnach sei ein militärischer Sieg sinnlos, bedeutend sei nur der Sieg desDhamma.

Ashok beschloss, auf weitere Eroberungen zu verzichten. Fortan widmete sich Kaiser Ashok gezielt der Friedensförderung und der sozialen Wohlfahrt. Er verbot außerdem die Kriegführung und ermahnte seine Untertanen, generell auf jede Gewaltanwendung zu verzichten (unter anderem durch Verbot der blutigen Tieropfer und Tierquälerei). Er forderte auch Respekt für andere Religionen. In den Inschriften heißt es, „Wer des Nächsten Glauben respektiert, respektiert seinen eigenen nicht.  Jede Aggression ablehnend, strebte er fortan nach freundschaftlichen Beziehungen mit seinen Nachbarn, wie den Seleukiden und den Griechen in Bakterien.

In seinem Reich unterstellte er die Verwaltung der staatlichen Kontrolle, beendete die steuerliche Willkür, förderte die gerechte Verteilung von Landbesitz, errichtete Schulen und Krankenhäuser (auch Tierhospitäler) und ließ die Prinzipien seiner auf den Lehren des Buddhismus beruhenden Politik im ganzen Land verbreiten (so genannte Säulen-Edikte von Ashok, in Griechisch und Aramäisch.).

Seine Maßnahmen schienen aber von Anfang an auch auf Widerstand zu stoßen. Ein Felsedikt beginnt mit den Worten:

Tugendreiche Taten sind schwer durchzuführen.

 

 

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Ist es nicht Paradox, dass alle über Kamasutra Bescheid wissen und nichts über Ashok? 

Wie Recht Gellert hat,

Sie loben ewig das Geringe,

Weil sie das Gute nie gekannt.“

Die Welt muss nicht Ashok kennen, aber wir müssen um uns schauen und fragen, „Sind wir überhaupt Zivilisiert?“

Das Ringen des Guten und Bösen, der polaren Gegensätze, ist ein ewiges Spiel.

Mich interessiert, welche Rolle wir in diesem ewigen Spiel spielen?  

Sind wir überhaupt frei? Haben wir unser Glauben frei gewählt?

Sind wir zu dem, was wir sind, aus freien Willen geworden?

Was ist überhaupt die Verantwortlichkeit?

Ist ein minderjähriger  Soldat, wie in Afrika der Fall ist, für sein Töten verantwortlich?

Mich überströmen mich die Fragen.

Aber weiter brauchen meine Brüder, mich mit meinen Fragen, zu ertragen.

„Hör‘ auf, mit deinem Gram zu spielen,

Der wie ein Geier, dir am Leben frisst:

Die schlechteste Gesellschaft lässt dich fühlen,

Dass du ein Mensch mit Menschen bist.“

Faust

 

 

1- Machiavelli Gesammelte Werke, Wunderkammer Verlag GmbH ISBN 978 3 86150 774 1
2-Jacob Böhme, Mystische Schau, von Dr. L.C.Richter, Erschienen 1943,  Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
3- Die Geheime Geschichte der Welt, Jonathan Black, Goldmann Arkana Verlag, ISBN 978 3 442 33802 3
4- Bibel
5- Wikipedia 
 
Dank im Voraus

 

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